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Programm

Menschen unterscheiden sich neben physischen Merkmalen durch Nationalität und Ethnizität, durch kulturelle Vorlieben, Lebensstile, Einstellungen, Orientierungen und Weltanschauungen, durch ihre Kompetenzen, Qualifikationen und Eigenschaften sowie ihren Beruf. Doch wie entstehen aus solchen Heterogenitäten soziale Ungleichheiten? Welche sozialen Mechanismen stehen dahinter? Diesen Fragen geht der Sonderforschungsbereich (SFB) "Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten" nach.

Heterogenitäten indizieren zunächst eine bloße Verschiedenheit von Gesellschaftsmitgliedern: askriptive Merkmale wie physische Unterschiede zwischen den Menschen, Geschlecht, Alter, Nationalität und Ethnizität; kulturelle Vorlieben, Lebensformen, Lebensstile, Einstellungen, Orientierungen und Weltanschauungen; Kompetenzen, Qualifikationen und Eigenschaften, die als gesellschaftlich legitimierte Mechanismen der Chancenzuweisung angesehen beziehungsweise zumindest als solche diskutiert werden; sowie die Differenzierung von Tätigkeiten im Rahmen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Ungleichheiten sind dezidiert im Plural, das heißt als mehrdimensionales Phänomen zu begreifen. Dies betrifft zum einen unterschiedliche Ungleichheitsdimensionen, zum anderen zusätzlich zur sozialstrukturellen Verteilung die Wahrnehmung, Deutung und Bewertung verschiedener Ungleichheiten und Ungleichheitslagen. Wir berücksichtigen klassische Ressourcenungleichheiten ebenso wie Anerkennung und Teilhabechancen in unterschiedlichen Lebensbereichen.

Der zweite Pfeiler, auf dieser Unterteilung fußend, ist der Versuch, die sozialen Mechanismen zu identifizieren und zu systematisieren, die aus bloßen Heterogenitäten soziale Ungleichheiten entstehen lassen. Damit ist das gemeinsame Erkenntnisinteresse der im beantragten Sonderforschungsbereich zusammengeführten Teilprojekte die Untersuchung sozialer Mechanismen, durch die individuelle Heterogenitäten – im Sinne bloßer Verschiedenheit der Gesellschaftsmitglieder – zu sozialen Ungleichheiten führen. Wie bestimmte Heterogenitätsmerkmale zu bestimmten Ungleichheiten führen, wird sowohl in der synchronen Perspektive unterschiedlicher Lebensbereiche als auch der diachronen des Lebenslaufs untersucht, um den unterschiedlichen Interdependenzverhältnissen, Ebenen und Kontexte der Ungleichheitsproduktion adäquat Rechnung zu tragen. Vergleiche zwischen solchen für die verschiedenen Heterogenitätsmerkmale und verschiedenen Ungleichheiten konstitutiven konkret-substantiellen Mechanismen stellen ein langfristiges, teilprojektübergreifendes Untersuchungsinteresse des gesamten Sonderforschungsbereichs dar. Hier geht es um die Frage der Homologie von Mechanismen der Ungleichheitsproduktion entlang der unterschiedlichen Heterogenitätsmerkmale, Ungleichheitsdimensionen und Orte und Phasen der Ungleichheitsproduktion. Dies schließt den Versuch mit ein, einerseits aufbauend auf den konkret-substantiellen Mechanismen, aber auch zusätzlich den allgemeinen Stand der theoretischen Diskussion aufgreifend, eine übergeordnete Typologie abstrakt-theoretischer Typen sozialer Mechanismen zu entwickeln: Inwiefern lassen sich konkrete Mechanismen in spezifischen Handlungsfeldern aus allgemeineren, abstrakt-theoretischen sozialen Mechanismen ableiten, beziehungsweise lassen sich verallgemeinerte abstrakt-theoretische soziale Mechanismen in kontextgebunden variierender Ausformung immer wieder auffinden?

Siehe ausführlich:

Diewald M, Faist T (2011) SFB 882 Working Paper Series; 1.
Bielefeld: DFG Research Center (SFB) 882 From Heterogeneities to Inequalities.

OA