Im DFG-Langfristvorhaben TwinLife (“Genetic and social causes of life chances. A genetically informative, longitudinal study of the life course and individual development“) wird die Untersuchung von Heterogenitäten als Ausgangspunkt der Ungleichheitsgenese um eine in der sozialwissenschaftlichen Forschung bisher kaum einbezogene Form von Heterogenität erweitert, nämlich genetische Variation. Das Projekt ist allerdings keineswegs auf der Suche nach einem „Glücks-Gen“ oder einem „Erfolgs-Gen“ – das es nicht gibt. Vielmehr geht es um die Suche nach den sozialen Einflüssen, die dafür sorgen, dass sich genetische Anlagen so oder anders entfalten, vorteilhafte Anlagen auch tatsächlich zur Entfaltung kommen und unvorteilhafte Anlagen effektiv an der Entfaltung gehindert werden können. Damit trägt das Projekt dem unbezweifelbaren Umstand Rechnung, dass wir nicht als gleiche, unbeschriebene Blätter zur Welt kommen.
Umgekehrt ist uns unser Schicksal aber auch nicht in die Gene eingeschrieben, sondern wird durch familiale Umwelten, Netzwerke, Organisationen und gesellschaftliche Institutionen in vielfacher Weise beeinflusst. Es geht nicht um Gene oder Umwelt, auch nicht um Gene und Umwelt, sondern um das komplizierte Wechselspiel zwischen Genen und Umwelt über die Lebenszeit, das als Gen-Umwelt-Interaktion und Gen-Umwelt-Kovarianz bezeichnet wird.
TwinLife teilt mit dem SFB 882 die Suche nach den genauen sozialen Mechanismen, die innerhalb dieser Mehrebenenstruktur wirksam werden. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Orientierung am Lebenslaufansatz. Und schließlich wird auch in TwinLife dem Umstand Rechnung getragen, dass soziale Ungleichheiten ein inhärent mehrdimensionales Phänomen sind. So werden in TwinLife fünf Ungleichheitsbereiche untersucht: Bildung und Kompetenzentwicklung; Erfolg auf dem Arbeitsmarkt; Sozialkapital und Einbindung in soziale Beziehungen; soziale und politische Partizipation; abweichendes Verhalten und Entwicklungsprobleme.
Aktuelle Presseartikel:
"Alles über Zwillinge", in: Westfalen-Blatt vom 29./30. Juni 2013
http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article115135356/Mit-Zwillingsforschung-gegen-soziale-Ungleichheit.html
http://www.nw-news.de/owl/bielefeld/westen/uni_fh/8280432_Bielefelder_Uni_forscht_an_4.000_Zwillingspaaren.html
Pressemitteilungen:
http://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2012/pressemitteilung_nr_64/index.html
http://www.diw.de/de/diw_01.c.412768.de/themen_nachrichten/deutsche_forschungsgemeinschaft_bewilligt_twinlife_langzeitstudie.html
http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/deutsche_forschungsgemeinschaft_f%C3%B6rdert_weltweit_einmalige
